Psychodrama bietet einen differenzierten Baukasten an professionellen Methodensettings mit humanistischem Fundament. Der von Jacob Levy Moreno (Arzt, Psychiater und Soziologe) Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Ansatz basiert auf einem klaren Menschen- und Weltbild, auf einer inneren Haltung, die es zu entdecken gilt.

Kreativität ist für Moreno der Ursprung von Veränderung und Heilung. Jede Person ist für ihn ein kreatives, schöpferisches Wesen, jede*r trägt in sich die Kraft und Macht der Veränderung und jede*r weiß, was für ihn oder sie selbst richtig ist. Psychodramatische Methoden sind sehr effektiv darin, diese Kraft wieder spür- und sichtbar zu machen. Ein echter „Empowerment“-Ansatz.

Konkret geht es darum, Menschen einen Rahmen zu bieten, selbstbestimmt innere Erlebnisse und Prozesse, aber auch soziale Teamstrukturen oder organisationale Zusammenhänge sichtbar zu machen und das Potential der eigenen Handlungsmöglichkeiten zu stärken. Ein berühmtes Zitat von Moreno trifft den Kern dieses Empowerment-Ansatzes sehr gut: „Handeln ist heilender als Reden“. Psychodramatisch zu arbeiten ist damit sehr kraftvoll, effektiv und belässt die Verantwortung für Tiefgang und Thema beim Klienten und bei der Klientin.

Psychodrama kennenzulernen, heißt auch, sich mit Morenos Grundhaltung auseinanderzusetzen und die visionäre Kraft darin zu entdecken: „Das Ziel ist es, am Aufbau einer Welt mitzuwirken, in der jedes Individuum, unabhängig von seiner Intelligenz, […], seinem Glaubensbekenntnis, seiner Religion oder ideologischen Zugehörigkeit, die gleiche Möglichkeit bekommt zu überleben und seine Spontaneität und Kreativität in ihr anzuwenden.” (Moreno, 1956, 275)